Europäischer Sozialfonds

Sie lesen den Originaltext

Vielen Dank für Ihr Interesse an einer Übersetzung in leichte Sprache. Derzeit können wir Ihnen den Artikel leider nicht in leichter Sprache anbieten. Wir bemühen uns aber das Angebot zu erweitern.

Vielen Dank für Ihr Interesse an einer Übersetzung in Gebärden­sprache. Derzeit können wir Ihnen den Artikel leider nicht in Gebärdensprache anbieten. Wir bemühen uns aber das Angebot zu erweitern.


Quelle: ESF-Verwaltungsbehörde Hamburg

ESF-Fachveranstaltung: "Grundbildung für die Arbeitswelt"

Am 24. April 2023 veranstaltete die ESF Verwaltungsbehörde in Kooperation mit Arbeit und Leben Hamburg, dem Projektträger von „Gute Aussichten“, die Fachveranstaltung „Grundbildung für die Arbeitswelt“.

Mehr als 100 Gäste besuchten am 24. April 2023 die ESF-Fachveranstaltung „Grundbildung für die Arbeitswelt“ im Museum für Hamburgische Geschichte. Die Fachveranstaltung, die von der Sozialbehörde in Kooperation mit Arbeit und Leben Hamburg, realisiert wurde, thematisierte, wie Grundbildung in Weiterbildung und Arbeitsförderung verankert werden kann.

Moderiert wurde die Fachveranstaltung von der Redakteurin Sara Mously, Beraterin für Diversitätskommunikation.

Die Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort, in dem sie deutlich machte, dass Grundbildung ein dringliches Thema sei, bei dem es zu einem umfassenden und abgestimmten Handeln aller relevanten Akteure kommen müsse. Die Sozialbehörde habe sich dazu insbesondere durch die Fortschreibung der Hamburger Fachkräftestrategie und die Erarbeitung einer Weiterbildungsstrategie für Hamburg auf den Weg gemacht.

Von der Fachtagung erhoffe sich die Sozialsenatorin viele Impulse für die weitere Entwicklung des so wichtigen Themenfeldes.

Egbert Holthuis, Referatsleiter in der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Inklusion der Europäischen Kommission, begrüßte die Einordnung der Fachveranstaltung unter dem Label des Europäischen Jahres der Kompetenzen 2023, das die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen im Herbst letzten Jahres angekündigt hatte. Das Europäische Jahr trage unmittelbar dazu bei, dass die EU-Ziele einer Beschäftigungsquote von 78 % und einer Beteiligungsquote von 60 % aller Erwachsenen an Fortbildungen bis 2030 erreicht werden könne. Die Weiterbildung und Umschulung von mehr Menschen mit den für den Arbeitsmarkt benötigten Kompetenzen sei europaweit erforderlich. Arbeitskräfte mit den richtigen Kompetenzen seien von entscheidender Bedeutung und eine wichtige Triebkraft für Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit.

Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Professorin für Erwachsenenbildung an der Universität Hamburg, hielt einen Kurzvortrag zum Thema Grundbildung aus dem Blick der Wissenschaft. In ihrem Beitrag verwies sie auf die in der LEO-Studie angegebenen 6,2 Millionen Menschen in Deutschland, die Lese- und Schreibprobleme hätten. Diese Zahl beinhalte jedoch noch nicht die nicht deutschsprachige Bevölkerung und sei daher um ein Vielfaches höher. Sie zeigte unter anderem auf, dass laut einer Befragung von Betroffenen der Faktor „Arbeit“ für 88 % der befragten gering Literalisierten eine wichtige Rolle zur Teilhabe spiele. Im internationalen Vergleich liege Deutschland in Bezug auf die Förderung von Grundbildung noch hinter vielen Ländern zurück. Ihre Empfehlung sei hier Menschen mit Alpha Level 1-3 ½ mit Angeboten zur Grundbildung mitzunehmen.

Manuela Badur, Referatsleiterin für Fachkräftesicherung und zielgruppenorientierte Arbeitsmarktpolitik in der Sozialbehörde, brachte einen zweite Kurzvortrag ein. Zum einen machte sie deutlich, dass Grundbildungsbedarfe für Langzeitarbeitslose eine große Hürde für die Beschäftigungsaufnahme darstellen. Zum anderen seien es wesentliche Hemmnisse für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bessere berufliche Perspektiven zu gewinnen. Doch insbesondere Letztere zu erreichen sei ein schwieriges Unterfangen, da viele ihre Defizite nicht offen darlegen und insofern unerkannt blieben. Aktuell arbeite das Fachkräftenetzwerk an der Erstellung der Hamburger Weiterbildungsstrategie und bearbeite zurzeit verschiedenen Handlungsfelder. Neben Grundbildung und Alphabetisierung seien dies beispielsweise die Transparenz von Förderangeboten in Bezug auf Grundbildung, die Vernetzung von lebensbegleitender Weiterbildungsberatung oder die Qualität und Qualitätsbewertung von Weiterbildungsangeboten. Frau Badur erhoffe sich hierzu wichtige Impulse aus den Workshops.

Sabine Raab, Leiterin des ESF Plus Projekts „Gute Aussichten – Basisqualifizierungen im Betrieb“ stellte die Ziele des Projekts vor.


Ergebnisse aus den Workshops

Workshop 1 „Fit für die Arbeitswelt von heute und morgen“: In diesem Workshop wurde diskutiert, welche Kompetenzen Arbeitssuchende und Beschäftigte brauchen, um in der Arbeitswelt zu bestehen. Realisiert wurde der Workshop von Sabine Raab und Rita Leinecke (Arbeit und Leben Hamburg) sowie von Christine Biskamp (KOM gGmbH).

Generell erfordere die heutige Arbeitswelt mit den Themen Digitalisierung, Diversität und demografischer Wandel ein lebenslanges Lernen sowie den Ausbau von Kompetenzen und Softskills. Um der niedrigen Weiterbildungsbeteiligung bei geringer qualifizierten Personen entgegenzuwirken, würden Lernangebote benötigt, die auf die Bedürfnisse gering Literalisierter und Menschen mit wenig Grundbildung eingehen: Zum Beispiel individuelle Angebote, die in Gruppenangebote übergehen, Verwendung Einfacher Sprache oder Vorbereitung bzw. Begleitung fachlicher Weiterbildungen. Es zeige sich, dass die Verbesserung von Lese-, Schreib-, Rechen- und digitalen Fertigkeiten meist mit einem Zuwachs von Lern- und sozialen Kompetenzen einhergehe wie Reflexion, Selbsteinschätzung, Selbstvertrauen, Flexibilität, Offenheit, Lern- und Lösungsstrategien, Planung, Informationssuche oder Netzwerkaufbau. Beratende oder Verantwortliche in Betrieben brauchen, um Grundbildung zu fördern und Weiterentwicklung zu begleiten, verschiedene Kompetenzen und Wissen. Aus dem Teilnehmendenkreis wurde beispielsweise die Möglichkeit befürwortet, Betroffene individuell anzusprechen. Hilfreich wären weiterhin eine niedrigschwellige Diagnostik zur Erkennung von Grundbildungsbedarf, ein höherer allgemeiner Bekanntheitsgrad von Bedarf und Angeboten und dass auch Arbeitgeber bzw. die Verbände besser informiert wären. Es wurde darauf hingewiesen, dass durchgängige Angebote und Begleitung für Grundbildung in Form einer „Bildungskette“ erforderlich seien.

Workshop 2 – Grundbildung lebenslagenorientiert gestalten - Erfahrungen aus der Arbeit mit Geflüchteten“: In diesem Workshop wurde diskutiert, was bei der Grundbildungsarbeit mit Geflüchteten beachtet werden sollte. Realisiert wurde der Workshop von Franziska Voges (passage gGmbH) sowie von Franziska Gottschalk (basis & woge e. V.).

Deutlich wurde schnell, dass der Fluchthintergrund bei der Beratung immer mitbedacht werden muss. Viele Aspekte wie beispielsweise die aktuell belastende Situation durch den Krieg in der Ukraine und damit wiederaufkommende Ängste, Wohnbedingungen, die familiäre Situation (Zerrissenheit, Versorgung) erschweren es den Teilnehmenden die Angebote konzentriert wahrzunehmen. Angebote zur Grundbildung für Geflüchtete seien dennoch für viele ein unverzichtbarer Baustein zur hiesigen Integration. Diskutiert wurde inwiefern diese passgenauer für die Zielgruppe aufbereitet werden können. Frau Prof. Dr. Grotlüschen sprach sich dafür aus, dass der Spracherwerb von Geflüchteten bei den Grundbildungsbedarfen und somit auch in der Weiterbildungsstrategie unbedingt berücksichtigt werden müssten. Diskutiert wurden zudem weitere wichtige Schritte zur besseren sozialen wie beruflichen Integration der Geflüchteten. Dazu gehören Präsenztermine bei Beratungen, Anerkennung von praktischen Fertigkeiten, Tage der offenen Tür bei Betrieben, Empowerment der Geflüchteten durch soziale Angebote, der ganzheitliche Blick auf die Familie und die Aufklärung über die langfristigen Vorteile der Einmündung in Ausbildung und Arbeit.

Workshop 3 – Grundbildungsarbeit der Hamburger Volkshochschule: In diesem Workshop wurden die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Erstberatung von gering literalisierten Menschen und die Grundbildungsarbeit der Hamburger Volkshochschule vorgestellt. Realisiert wurde der Workshop von Jan Nazim Karadaş (Hamburger Volkshochschule) sowie von Lena Ostermann (Alpha Team).

Das Grundbildungsangebot der Hamburger Volkshochschule (VHS) wird vorwiegend von Nichterwerbstätigen wahrgenommen. Trotz des vielseitigen Angebots erreiche die Volkshochschule die Gruppe der Erwerbstätigen nur bedingt. Zudem zeichne sich ab, dass nur wenige im Kontext von Arbeit oder mittels der Weiterbildungs-/Berufsberatung die Angebote der VHS finden. Die Teilnehmenden des Workshops waren sich einig, dass die Angebote der VHS zunehmend bekannt gemacht werden müssten, auch von weiteren Bildungsberaterinnen und -beratern. Konsens bestand darin, dass durch den Kontakt mit Betrieben auch mehr Erwerbstätige als sekundäre Zielgruppe erreicht werden könnten.

Workshop 4 – Beratung und Finanzierung für Grundbildung und Anschlussqualifizierung: In diesem Workshop wurde aufgezeigt, wie der Hamburger Weiterbildungsbonus PLUS für Grundbildung genutzt werden kann. Realisiert wurde der Workshop von Peter Holst-Glöss und Georgia Chimonas-Schneider (zwei P PLAN: PERSONAL gGmbH).

Es gab Einblicke in die Beratungspraxis von zwei P und es wurden Finanzierungsinstrumente vorgestellt. Dabei wurde aufgezeigt, dass Grundbildungsangebote über den Hamburger Weiterbildungsbonus PLUS nur dann gefördert werden, wenn sie qualitativ anerkannt und gewissenhaft erprobt sind. Netzwerkarbeit sei hier unbedingt erforderlich, gerade im Zusammenspiel von artikulierten Bildungsbedarfen in Unternehmen und den Bildungsanbietern. Die Diskussionen zeigten auf, dass Grundbildungsangebote möglichst passgenau für lernbereite Menschen ausgerichtet sein und weniger problematisiert werden sollten. Die Fördermöglichkeiten des Weiterbildungsbonus und anderer Fördermöglichkeiten müssen für alle Beteiligten – Mitarbeitende, Bildungsträger und auch Betriebe – noch transparenter werden.


B Logo EYS


Die Fachveranstaltung wurde im Rahmen des Europäischen Jahres der Kompetenzen realisiert. Weitere Informationen zum Europäischen Jahres der Kompetenzen >>


Hier können Sie unseren 

Fachveranstaltung 2023 Flyer

Flyer Fachveranstaltung

 ansehen.