Europäischer Sozialfonds

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Ein neues, selbstbestimmtes Leben

In „Meine Chancen in Hamburg“ stellen sich ehemalige Teilnehmende aus den aktuellen Hamburger ESF-Projekten vor.​​​​​​​

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© Colourbox

In Frankreich geboren, in Marokko aufgewachsen, aus Liebe nach Deutschland gekommen.
Nach dem Abitur mit Schwerpunkt Biowissenschaften und Geowissenschaften studierte die fast gehörlose Lucia F.* Physiotherapie, absolvierte Praktika in einer Klinik und in Praxen in Marokko. Sie bereitete die Eröffnung einer eigenen Praxis vor, als sie 2015 ihren heutigen Ex-Mann traf. 

2017 zog sie seinetwegen nach Deutschland und heiratete ihn. Ihre Berufspläne gab die heute 27-jährige auf, arbeitete unentgeltlich in seinem Restaurant. Kurz nach der Hochzeit begannen die Übergriffe, zunächst verbaler Art, schließlich wurde ihr Mann ihr gegenüber immer häufiger auch körperlich gewalttätig. Vergeblich hoffte sie, er werde sich ändern. Sich zu trennen traute sie sich nicht, sie hatte Angst, da sie noch kein Deutsch sprach, die Gesetze nicht kannte. Und sie wollte auch nicht zurück in die Heimat, in der sie die Reaktion des sozialen Umfelds fürchtete, das sie als geschiedene und erfolglose Frau sehen würde.
Mit Unterstützung einer Beratungsstelle gegen häusliche Gewalt und des ESF-Projekts "2ter Aufbruch! Coaching zu Bildung und Beruf" schaffte Lucia F. den Schritt aus der gewalttätigen Beziehung und baute sich eine neue berufliche Zukunft auf. 

Wie ich zu dem Projekt gekommen bin

Ich war drei Mal im Frauenhaus, eine Nacht in Berlin und zweimal in Hamburg, bin wieder zu meinem Mann zurück, wollte ihm noch eine Chance geben. Weil ich ihn wirklich liebte. Als ich zum zweiten Mal im Frauenhaus in Hamburg war, lernte ich ein Mädchen kennen, das sich in einer ähnlichen Situation befand wie ich. Sie schlug mir vor, mich an 2ter Aufbruch! zu wenden. Ich wollte es versuchen und sehen, ob es auch bei mir klappt, denn leider haben mich viele andere Organisationen nicht wirklich überzeugt.

Was ich im Projekt gelernt habe

Ich habe viele Dinge gelernt, darunter einiges über die Gesetze in Deutschland, was wichtig ist, um mich zu verteidigen, um meine Rechte zu kennen und auch, um mich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Ich musste mehr Deutsch lernen, ich musste meine Diplome anerkennen lassen, ich musste lernen, mit der schwierigen Situation umzugehen, die die Ehe mit einem Gewalttäter darstellt. Für all das möchte ich den Mitarbeitenden des Projekts, die gekämpft und mich auf meinem schwierigen Weg begleitet haben, unendlich danken.

Was ich seither geändert habe ...

Ich schaffte es mit der Hilfe der Projektmitarbeiterinnen, meine Situation zu ändern und dabei sicher und wohlauf zu sein. Ich musste eine Wohnung finden, Physiopraktika absolvieren, ich arbeitete in einem Minijob, auch wenn es nur für ein paar Tage war. Und schließlich habe ich gelernt, wie man mit den Konfrontationen des Lebens umgeht, ob privat oder beruflich.

Was ich jetzt mache

Ich mache ein Anerkennungspraktikum als Physiotherapeutin, um eine Gleichwertigkeitsbescheinigung zu erhalten und später in diesem Beruf zu arbeiten. Das ist mit der Unterstützung durch das Jobcenter möglich, wofür ich sehr dankbar bin.

Was mir am meisten gefallen hat

Besonders wichtig für mich waren die Hilfe ohne Gegenleistung, die Aufmerksamkeit und die Begleitung. Die Geduld und Ausdauer der Projektmitarbeitenden, nicht zu vergessen der Übersetzerin bei verikom (Anm.: Träger des Projekts "2ter Aufbruch!"), die mich überzeugen und motivieren konnten, stark zu bleiben und für Erfolg im Privat- und Berufsleben zu kämpfen.

Was ich ich mir für meine berufliche Zukunft wünsche

Ich möchte eine erfolgreiche Physiotherapeutin werden und später meine eigene Praxis eröffnen. Ich würde auch gerne Psychologie studieren, was ich sehr mag.


Das Projekt "2ter Aufbruch!" wurde im Zeitraum 01.01.2017 – 31.12.2020 durch den Europäischen Sozialfonds und die Freie und Hansestadt Hamburg gefördert. Seit dem 1. Januar 2021 unterstützt das aus dem ESF Plus geförderte Projekt "BIG! Berufliche Integration von Gewaltbetroffenen" Menschen, die von häuslicher, familiärer, sexualisierter Gewalt betroffen sind.

*Name geändert​​​​​​​